Konrad Sommer

(1915-2012)

Ein Kennzeichen des zeichnerischen Werkes von Konrad Sommer ist die Vielseitigkeit der eingesetzten Mittel. Der Künstler entwickelte in den fünfziger Jahren sowohl mit dem Bleistift, als auch im Einsatz von Tusche mit Pinsel, Stahlfeder oder Rohrfeder einen freieren Stil und eine großzügigere Arbeitsweise. Anlehnend an das schnelle Zeichnen der Expressionisten führte er seine Blätter zügig aus, und man spürt die große Experimentierfreude des Künstlers. Bis auf wenige Ausnahmen wie Tierdarstellungen und Stillleben beschränkt sich die Motivwahl auf Landschaften. Dazu gehören die Seen- und Mooslandschaften Oberbayerns, die Alpen, Baumstudien, Gartenmotive und Baumstudien. Letztere verweisen wiederum auf das Werk der amerikanischen Künstlerin Sylvia Plimack Mangold, das Sommer Jahrzehnte früher vorwegzunehmen scheint. Die Striche werden meist kraftvoller gesetzt als in den vierziger Jahren und damit gewinnen die Arbeiten stärkere Kontraste. Vor allem in bei der Ausführung von Tuschezeichnungen mit dem Pinsel oder der Rohrfeder entwickelt der Künstler eine unverkennbare, eigene Handschrift. Allmählich gelingt es ihm das Prinzip des Chaos, das in der Natur allgegenwärtig ist, in eine zeichnerische Form zu bringen. Frei hin getuschte Flecken verbinden sich mit auf den ersten Blick ungeordneten Linien sowie Schraffuren vielfältigster Art zu Rhizomen. Das Geflecht ist die charakteristische Form der Zeichenkunst Sommers. Hier könnte eine Übertragung aus dem Werk Paul Cézannes stattgefunden haben, der in seiner Malerei gewebeartige Oberflächen schuf. Während der französischen Künstler alle Bereiche eines Bildes gleichmäßig intensiv bearbeitete, wählte Sommer das Prinzip einer manchmal zufällig erscheinenden Anordnung, die chaotische Elemente enthält. Der ständige Wechsel zwischen Verdichtung und Leere gestaltet daher seine Zeichnungen äußerst abwechslungsreich.